Was ist Emotionscoaching?

  • Beitrag zuletzt geändert am:4. Februar 2023
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Coaching und die Tätigkeit als Coach haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Jeder zweite scheint sich auf einmal mit Coaching zu beschäftigen. Und dabei gibt es ganz unterschiedliche Formen und Arten. Es gibt Business- und Lifestyle-Coaches sowie Einzel-, Gruppen- und Online-Coachings, um nur ein paar zu nennen. Und natürlcih auch noch Emotionscoaching. Aber je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso mehr habe ich den Eindruck, dass kaum einer da so richtig durchblickt.

Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, wage ich mich heute an eine Definition für Emotionscoaching. Dabei schaue ich mir zunächst die beiden Bestandteile Emotion und Coaching einzeln an.

Coaching – Was ist das und was nicht?

Der Deutsche Bundesverband Coaching e.V. definiert Coaching als “professionelle Beratung, Begleitung und Unterstützung von Personen […]”. Dem stimme ich weitestgehend zu, jedoch liegt für mich der Fokus beim Coaching eindeutig auf Begleitung und Unterstützung. Ziel des Coachings ist es, die Fähigkeiten und Ressourcen des Coachees zu aktivieren und zu stärken, um diesen so in die Lage zu versetzen, seine Herausforderung selber zu lösen. Der Coach hat dabei eine unterstützende und anleitende Funktion. Er erklärt notwendige Zusammenhänge und stärkt auch das Selbstvertrauen des Coachee. Außerdem arbeitet er mit gezielten Fragen, um Motivation und Zielsetzung herauszuarbeiten, aber auch um den Klienten zum Wechsel der Sichtweise oder Neubewertung einer Situation anzuregen. Die Lösung des Problems kommt jedoch immer vom Coachee.

Gerade diesen letzten Punkt finde ich sehr wichtig und möchte ihn daher nochmals betonen: der Coach ist nicht dafür da, eine Lösung zu finden. Er unterstützt den Coachee nur bei diesem Prozess. Die Lösung ist daher immer individuell und genau passend für den Coachee. Dies ist deswegen so wichtig, weil jeder von uns anders ist, mit anderen Bedürfnissen, Erfahrungen und Lebenssituationen. Selbstverständlich gibt es je nach Thema große Überschneidungen, sonst würden ja zum Beispiel Gruppencoachings gar nicht möglich sein. Hier geht es dann aber um die letzten paar Prozent Finetuning, die jedoch entscheidend sein können.

Abgrenzung zu Beratung und Mentoring

Coaching ist in erster Linie eine Hilfe zur Selbsthilfe. Der Klient soll in seinen Fähigkeiten gestärkt und im Idealfall in die Lage versetzt werden, seine Probleme und Herausforderungen zukünftig alleine zu lösen. Dem Coaching-Kienten werden die Schritte und Strategien vermittelt, welche nötig sind, um eigene Lösungen zu entwickeln.

Damit unterscheidet sich das Coaching von der Beratung, bei welcher nur die Lösung eines bestimmten Problems im Fokus steht. Bei der Beratung glänzt der Berater mit seiner Fachkenntnis und entwickelt ein fertiges Konzept, welches vom Kunden nur noch umgesetzt werden muss.

Beim Mentoring geht es vor allem darum, dass eine erfahrene Person ihr fachlilches Wissen und ihre Erfahrungen an eine unerfahrenere Person weitergibt. Hier geht es vor allem um das fachliche Wissen, den Unternehmens- oder Branchenkontext, während bei Coaching eher die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund.

Eine klare Trennung der drei Begriffe voneinander ist nicht möglich, vielmehr gehen die Bereiche ineinander über.

Sind Emotionen dasgleiche wie Gefühle?

Auch bei Emotionen gibt es keine einfache Definition. Im Sprachgebrauch werden sie häufig mit Gefühlen gleichgesetzt. Und die Versuche, die beiden Begriffe zu trennen, unterscheiden sich oft oder sind sogar konträr. Teilweise wird der Begriff des Gefühls als der allgemeinere verstanden, bei anderen gilt die Emotion als der Überbegriff.

Einige Definitionen aus unterschiedlichen Quellen:

  • Eine Emotion ist eine innere Empfindung, die angenehm oder unangenehm empfunden und mehr oder weniger bewusst erlebt wird, z.B. Freude, Angst, Kummer, Überraschung. (Gabler Wirtschaftslexikon)
  • Emotion oder Gemütsbewegung bezeichnet eine psychophysische Bewegtheit, die durch die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung eines Ereignisses oder einer Situation ausgelöst wird. (Wikipedia)
  • Eine Emotion beschreibt den Ausdruck von Gefühlen, wie Liebe oder Wut. Jedoch beschreibt eine Emotion nicht nur aus einem Gefühl, sondern auch aus der körperlichen Reaktion und den Denkprozessen, die mit den erlebten Gefühlen zusammenhängen. (StudySmarter)

Ich persönlich nutze die Begriffe Emotion und Gefühl meist gleichbedeutend. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen ist dies im Sprachgebrauch so üblich und niemand würde die Unterscheidungen verstehen, zumindest nicht ohne weitere Erklärungen. Und für den Fall, dass ich sie voneinander abgrenzen will, müsste ich ja sowieso erläutern, wie meine Trennung aussieht. Darüber hinaus finde ich es für das Verständnis und die Abwechslung angenehm, wenn nicht fünfmal hintereinander derselbe Begriff vorkommt (z.B. in Texten wie diesem).

Aber ganz egal, ob Emotionen oder Gefühle nun der Oberbegriff ist oder ob es doch nur zwei Wörter für dasselbe sind. Die gute Nachricht ist hier, dass es für das Verständnis von Emotionscoaching nicht von Belang ist. Beim Emotionscoaching werden nämlich sowohl die Emotionen als auch die Gefühle berücksichtigt und bearbeitet. Es könnte also genausogut Gefühlscoaching heißen. Schauen wir doch mal genauer hin.

Was ist Emotionscoaching denn nun?

Ganz platt gesagt, ist Emotionscoaching ein Coaching, bei dem es um deine Emotionen (und Gefühle) geht. Falls du jetzt immer noch Fragezeichen im Gesicht hast, keine Sorge, ich gehe noch näher darauf ein.

Emotionscoaching kann dir helfen, deine Emotionen zu verstehen, damit umzugehen und Ungewolltes, Blockierendes zu verändern. Gefühle spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben. Sie haben Einfluss auf unsere Stimmung und auf unsere Entscheidungen. Viele Entscheidungen, die wir treffen, lassen sich mit dem Verstand gar nicht erklären – die Emotionen und unser Unterbewusstsein haben die Oberhand. Über die Bedeutung von Gefühlen habe ich bereits in dem Blogartikel ‘Mit Emotionen umgehen’ ausführlicher geschrieben.
Emotionen sind der Motor unseres Handelns, sind das was uns antreibt. Aber manchmal stehen uns unsere Gefühle auch im Weg. Hier kommt dann Emotionscoaching ins Spiel. Emotionscoaching schult deine emotionale Intelligenz und hilft dir, deine Emotionen und ihre Auswirkungen besser zu verstehen und damit umzugehen. Emotionale Blockaden, welche als Folge eines negativen, stressenden Erlebnisses entstanden sind, können aufgespürt und gelöst werden. Und auch unerwünschte Verhaltensweisen können verändert werden.

Wichtig dabei ist, dass es sich um Coaching handelt und daher, wie oben erklärt, der Coach nur eine unterstützende, anleitende, erklärende Funktion hat. Die eigentliche Veränderungsarbeit macht der Coachee, also der Klient.

Emotionscoaching kann dazu beitragen, dass wir unseren Emotionen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern beeinflussen können, wie wir mit ihnen umgehen.

Ein Beispiel für Emotionscoaching aus meinem Alltag

Eine Klientin, ich nenne sie hier Andrea, kam zu mir, weil sie ihre Angewohnheit loswerden wollte, jeden Abend Schokolade zu essen. Da sie dies schon seit mehreren Monaten machte, war es zu einer Gewohnheit geworden, die sie automatisch machte, ohne darüber nachzudenken. Als Folge hatte Andrea außerdem 10 kg zugenommen und fühlte sich in ihrem Körper nicht mehr wohl.

Im Coaching stellte sich heraus, dass es ihre Art war, sich etwas Gutes zu tun. Etwas für sich zu tun erlaubte Andrea sich tagsüber nicht und hatte auch keine Zeit dafür. Die abendliche Schokolade war ihr Ausgleich, ihre Art sich zu verwöhnen. Und tatsächlich fühlte sie sich in dem Moment, wo sie die Schokolade aß, besser. Dieses gute Gefühl verschwand jedoch immer relativ schnell wieder und schlug ins Gegenteil um.

Dieser Zusammenhang wurde ihr im Emotionscoaching bewusst und erlaubte es ihr, nach Alternativen zu suchen, um sich zu belohnen. Dies macht Andrea inzwischen mit einem entspannten Bad, einem guten Buch oder indem sie es sich gönnt, mit einer Freundin wegzugehen. Schokolade isst sie nur noch selten, wenn sie wirklich Lust darauf hat. Sie hat gelernt, auf ihre Bedürfnisse zu achten und sie nicht zu unterdrücken.

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