Was beeinflusst den Selbstwert?

  • Beitrag zuletzt geändert am:16. Februar 2023
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Vor einigen Jahren bekam ich eine Einladung zu einem Treffen meines Abschluss-Jahrgangs. Da der letzte Kontakt zu meinen ehemaligen Schulkameraden schon eine ganze Weile her war, freute ich mich zunächst auf das bevorstehende Wiedersehen. Bis mir auf einmal der Gedanke kam, dass ich bestimmt gefragt werden würde, was ich denn so beruflich mache. Ich hatte bereits herausgefunden, dass eine meiner früheren Schulfreundinnen eine Professorenstelle an einer Universität innehatte. Eine andere hatte bei der Bank Karriere gemacht.

Auf einmal hatte ich die Vorstellung, dass es alle zu was gebracht hatten – alle, bis auf mich. Ich hatte zu der Zeit eine Stelle als kaufmännische Angestellte in einem internationalen Unternehmen. Es war zwar nicht mein Traumjob, aber eigentlich war ich ganz zufrieden. Oder vielleicht doch nicht? Karriere war mir nie wichtig. Plötzlich hatte ich jedoch das Gefühl, versagt zu haben. Ich wollte meinen alten Mitschülern nicht gegenübertreten und zugeben, dass ich “nur” eine Angestellte war. Das Ende vom Lied war, dass ich nicht zu dem Treffen hingegangen bin.

Selbstwert vs. Fremdwert

Beim Selbstwert geht es ja darum, welchen Wert man sich selber beimisst. Darüber habe ich ja bereits in Selbstwert Teil 1 geschrieben. Leider ist es jedoch so, dass viele Menschen ihr Selbstwertgefühl davon abhängig machen, was andere über sie denken. Sie hungern nach Anerkennung. Ein Lob des Chefs, eine Auszeichnung im Sport – wenn das Selbstwertgefühl von derlei äußeren Faktoren abhängt, hat das mit Selbstwert nicht mehr viel zu tun. Es müsste dann eigentlich Fremdwert heißen.

Das Fremdwertgefühl birgt jedoch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Was passiert mit mir, wenn die Anerkennung irgendwann ausbleibt? Das muss objektiv noch nicht einmal etwas mit mir zu tun haben. Vielleicht hat mein Chef heute einfach einen schlechten Tag. Oder mein Partner hat so viel um die Ohren, dass er einfach nicht daran denkt, das Abendessen zu loben. Egal was wirklich dahintersteckt – beim Fremdwertgefühl werde ich es unweigerlich auf mich beziehen.

Oder, anders ausgedrückt: wenn ich die Bewertung meines eigenen Wertes anderen überlasse, mache ich mich von ihrem Wohl oder Wehe abhängig. Ich begebe mich in die Opferrolle. Und diese lässt mich reagieren anstatt zu agieren. Schuld an dieser Abgabe der Kontrolle ist zumeist ein schwaches Selbstwertgefühl. Mehr dazu, was das Selbstwertgefühl mit uns macht, kannst du in Teil 2 lesen.

Wie kommt es zu einem geringen Selbstwert?

Ein schwaches Selbstwertgefühl beginnt häufig in der Kindheit. So kann es beispielsweise sein, dass das Kind sich nur geliebt fühlt, wenn es Leistung erbringt. Diese Leistung kann aus guten Schulnoten, Mithilfe im Haushalt oder auch Zurückhaltung und Schweigen bestehen. Die Schlussfolgerung, nur geliebt zu werden, wenn eine gewisse Leistung erbracht wird, führt zwangsläufig auch zum Umkehrschluss: bringe ich keine Leistung, bin ich nicht liebenswert, nicht gut genug.

Außer dem Leistungsdruck gibt es noch weitere Faktoren, die das Selbstwertgefühl schwächen. Dazu gehören

  • Ausgrenzung
  • Lästern
  • Mobbing
  • Übertragen von Schuldgefühlen
  • Niederlagen

All diese Dinge können dazu führen, dass ich mich schwach und wertlos fühle.

Umgekehrt haben Erfolgserlebnisse, das Gefühl von Zugehörigkeit oder Zuwendung von den Eltern oder dem Partner eine stärkende Wirkung.

Sinnkrise durch Job

Auch der Beruf oder Job, den wir ausüben, kann eine Auswirkung auf unser Selbstwertgefühl haben. So kommt es durchaus vor, dass eine Person sich besonders wichtig fühlt, weil sie Doktor, Professor oder sonstwas ist. Und es ist ja auch ein schöner Erfolg, eine angestrebte und erwünschte Position zu erreichen. Allerdings ist es keine gute Idee, sein Selbstwertgefühl nur oder zum größten Teil auf beruflichen Errungenschaften aufzubauen. Denn was passiert dann, wenn der Job auf einmal wegfällt – egal ob durch Entlassung oder weil irgendwann das Rentenalter erreicht ist. Jemand, der seinen Selbstwert daraus zieht, dass er Manager oder Abteilungsleiter ist, wird in eine Sinnkrise stürzen, wenn das auf einmal wegbricht.

Aber auch der Vergleich mit anderen kann dazu führen, dass wir uns auf einmal nicht mehr gut genug fühlen. Meine Geschichte vom Anfang zeigt dies recht eindrucksvoll. Obwohl eigentlich einigermaßen zufrieden, hatte ich mich durch den Vergleich plötzlich geringgeschätzt. Schlimmer nich: alleine die Vermutung oder Annahme, was die anderen machen könnten, hat dazu geführt, dass mein Selbstwertgefühl komplett eingebrochen ist. Ich hatte mich selber klein gedacht.

Der Weg zu mehr Selbstwert

Seitdem habe ich viel für mich und mein Selbstwertgefühl getan. Ich habe mich und meine Stärken – und auch die Schwächen – kennengelernt und kann wesentlich besser zwischen Selbstwert und Fremdwert unterscheiden. Das heißt nicht, dass ich nicht zwischendurch an mir und meinen Fähigkeiten zweifle. Das ist menschlich und in begrenztem Maß durchaus förderlich. Aber ich merke es schneller und kann dadurch auch besser gegensteuern.

Wenn du auch an deinem Selbstwert arbeiten möchtest, unterstütze ich dich gerne dabei. Mein neuer Selbstwert-Kurs Schatzfinderin startet am 20. Februar und du hast bis dahin die Möglichkeit, dich anzumelden.

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